Anzeichen von spirituellem Narzissmus erkennen
Eigentlich geht es bei spiritueller Entwicklung darum sich nicht mehr vollständig mit dem Ego zu identifizieren, sondern es zu integrieren.
Zu erkennen, dass das Ego nicht das wahre Selbst ist, sondern ein Konstrukt, das aus einer Ansammlung von Gedanken, Emotionen, Identifikationen und Rollen kreiert wurde, ist ein essenzieller Schritt zu spiritueller Reife. Diese Perspektive schafft Distanz und Du, als unendliches Wesen, wirst zum Beobachter und nimmst einfach nur wahr, was ist. Du reagierst nicht mehr aus Deinen Gedanken und Gefühlen. Du verstehst Dich zunehmend als Teil eines größeren Ganzen, was zu mehr Demut, Mitgefühl und Wertschätzung anderer führt. Das Bedürfnis „besser“, „wichtiger“ oder „im Recht“ zu sein, wird schwächer.
Manchmal kommt es jedoch vor, dass einem das Ego auf diesem Weg einen Streich spielt. Es lässt sich nicht gerne in den Hintergrund drängen und möchte weiter dominieren, statt einfach nur als Werkzeug zu dienen. Und gerade im spirituellen Kontext kann es hier zu (teils unbewussten) Verstrickungen mit toxischem Einfluss kommen. Und zwar genau dann, wenn sich das Ego mit einer spirituell „wichtigen“ Rolle identifiziert hat und sich dabei über andere stellt. Das kann sich im Kleinen zeigen, es gibt aber auch ganze Gruppenbewegungen, die durch narzisstische Führungsrollen gesteuert werden. Im Guruismus zum Beispiel. Ursachen dafür können sein, dass man sich zwar viel mit spiritueller Praxis und Themen beschäftigt hat, aber ohne dabei die innere Arbeit zu machen und alte Egoverletzungen in die Heilung zu bringen. Oder man hat schon sehr früh spirituelle Erfahrungen gemacht, obwohl die eigene Persönlichkeit noch nicht richtig ent-wickelt war. Das Ego sucht sich dann einen Schutzmantel und versteckt sich hinter einer Maske, die nur schwer zu entlarven ist, weil sie mit positiven Aussagen „geschmückt“ ist, wie: „ich bin erleuchtet“, „ich kann Dich heilen“, „ich kann Dir den wahren Weg weisen“.
6 konkrete Anzeichen, dass Du es mit spirituellem Narzissmus zu tun hast
Spirituelle Überlegenheit wird ausgeübt:
Du fühlst Dich nach einer Begegnung klein und entmutigt. Man vermittelt Dir das Gefühl, dass Du noch nicht weit genug bist. Die andere Person nimmt für sich in Anspruch „erleuchteter“ zu sein als andere und belächelt oder verspottet „Nicht-Erwachte“. Wahre Spiritualität soll erheben und nicht verunsichern. Es geht nicht um Wettbewerb und es gibt auch keinen Vergleich. Jeder entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. Da Veränderungen nicht linear sind und wir uns schichtweise ent-wickeln, ist es ohnehin nicht messbar, wer gerade weiter ist.
Manipulation:
Spirituelle Macht wird zur Kontrolle anderer genutzt: „ich habe einen besonderen Zugang zum Göttlichen“, „ich habe eine besondere Verbindung zu einem bestimmten Engel oder aufgestiegenen Meister“, „ich bin die Wiedergeburt eines spirituellen Führers“. Konzepte werden als Waffe gegen Dich verwendet: „Das war notwendig für Deine Heilung“ nach emotionaler oder körperlicher Grenzüberschreitung.
Abhängigkeit wird erzeugt:
Mit Aussagen wie „Ich weiß, was Deine Seele braucht“, „ich kenne den einzigen Weg“ oder „ich weiß, wann Deine Seele reif für den nächsten Schritt ist“, soll Dir glaubhaft gemacht werden, dass Du allein nicht weiterkommst. Dabei führen viele Wege zum Ziel und Du solltest immer darin gestärkt werden Deinen eigenen Weg zu gehen und Deiner inneren Führung zu vertrauen.
Emotionale Kälte:
Statt Mitgefühl zu zeigen werden Deine Themen banalisiert mit spirituellen Floskeln: „Ach, das ist nur Dein Ego“, „alles ist Illusion“, „Du hast selbst Schuld, weil Du Dir das in Dein Leben gezogen hast“.
Vermeidung von Schmerz und Dunkelheit:
Keine echte Auseinandersetzung mit den eigenen Schatten: „Ich bin nur Licht und Liebe“.
Kein Raum für Kritik:
Während man häufig belehrt oder bekehrt wird, darf man selbst keine Kritik äußern oder Konzepte hinterfragen. Darauf wird teilweise aggressiv oder mit Spott reagiert.
Fazit und Vorbeugung von spirituellem Narzissmus
Spiritueller Narzissmus ist kein Zeichen von wahrer Reife, sondern eine raffinierte Tarnung des Egos. Dabei ist dieser Prozess sogar ein Stück weit „normal“, weil der Verstand so programmiert ist, dass er die Kontrolle behalten will. Er kann nur durch ehrliche Selbstbeobachtung, Schattenarbeit und Demut erkannt und transformiert werden. Hilfreich ist es auch sich regelmäßig zu Erden, wenn man viel spirituell praktiziert. So kann auch einer Überstimulierung der oberen Chakren vorgebeugt werden, damit man nicht die Bodenhaftung verliert, denn zwischen Genie und Wahnsinn liegt ja bekanntlich nur ein schmaler Grad.
Hast Du selbst das Gefühl Opfer von spirituellem Narzissmus zu sein? Vertraue immer Deinem Bauchfühl. Wenn sich etwas nicht stimmig für Dich anspürt, hinterfrage oder bilde Dir Deine eigene Meinung!



